Lernen mit Handy & Co in der Schule

In letzter Zeit habe ich vertieft mit Themen zum Einsatz von Mobiles (Handy, PDAs u.a.) im Unterricht auseinandergesetzt. Im Zentrum stand immer die Frage, wie und wozu denn Handy & Co im Unterricht sinnvoll und gewinnbringend eingesetzt werden könnten.

Fakt ist folgendes Ergebnis aus der JIM-Studie 2007:

Mit einer Besitzrate von 94 Prozent unter den 12- bis 19-Jährigen ist das Handy das am weitesten verbreitete Medium bei Jugendlichen und aus der heutigen Jugendkultur nicht mehr wegzudenken.

Handies sind für Jugendliche zum persönlichen Begleiter geworden. SMS/MMS sind eine Selbstverständlichkeit und die meisten Handies verfügen über die Möglichkeit im Internet zu surfen.

Die Initiative secure-it.nrw hat neu die Broschüre «Handy & Co, Lernen über mobile Anwendungen» (für Grundschule und Sek I) zum Download bereitgestellt. Die Begründung für den Einsatz von mobilen Medien im Unterricht scheint mir zentral:

Broschüre Handy & CoEine Entwicklung mit Folgen, denn so positiv die Technik einerseits genutzt werden kann, so erschreckend sind auf der anderen Seite die potenziellen Gefahren, die damit verbunden sind. Als Beispiel seien Videoclips mit pornographischen Inhalten oder Gewaltdarstellungen genannt, die von Websites heruntergeladen oder als „Happy Slapping“-Kurzfilme selbst erstellt werden. Immer wieder werden diese auf Schulhöfen oder während des Unterrichts von Handy zu Handy weiter verbreitet. Diese Tatsache – in Kombination mit den Nutzungsgewohnheiten der Schülerinnen und Schüler – erfordert pädagogisches Handeln im Sinne einer reflexiven Medienkompetenz.

Im Zentrum der Bemühungen stehen in der Schule folglich medienerzieherische bzw. medienbildnerische Anliegen. Schüler/innen sollen medienkompetente Menschen werden.

Allerdings dürfen m.E. fachdidaktische bzw. mediendidaktische Anliegen nicht vernachlässigt werden. Das Handy sollte zum jetzigen Zeitpunkt aus meiner Sicht nicht nur Unterrichtsinhalt, sondern auch Lernwerkzeug sein. Der Grund dafür ist eigentlich einfach, bedarf aber der nachfolgenden Erklärung:

Die Medienbildung in der Schule fristet nach wie vor ein Schattendasein. Lehrer/innen meinen, dafür nicht auch noch Zeit zu haben, neben all den anderen wichtigen Unterrichtsinhalten wie Deutsch, Fremdsprachen, Mathe u.s.w. Das Ziel für sie ist schliesslich, dass die Schüler/innen fehlerfrei lesen, schreiben, rechnen lernen. Medienbildung ist aus ihrer Sicht auch deshalb nicht so wichtig, weil ja sowieso alle Schüler/innen über ein Handy und über ausgeprägte Internet-Erfahrungen verfügen. Mobiles in der Schule sind schlicht überflüssig.
Was aber, wenn Handy & Co als Werkzeug zum (besseren, anderen) Lernen von bestehenden Unterrichtsinhalten in den bereits erwähnten Fachbereichen eingesetzt werden könnten? Dann geht ja keine Unterrichtszeit verloren, weil man ja die Inhalte ohnehin erarbeiten muss. Für Lehrer/innen ist das durchaus ein möglicher Grund, die Geräte einzusetzen. Mit Mobiles können z.B. Fremdwörter auswendig gelernt oder Versuche in Physik dokumentiert werden. Es können kreative Produkte entstehen und es kann kommuniziert werden. Der Mehrwert für das eigentliche Fachlernen ist in diesen Fällen vielleicht winzig klein. Für die Anliegen der Medienbildung kann dieser Einsatz aber bereits sehr wichtig sein. Wenn die Geräte schon mal da sind, kann man sich ja auch mit ihnen auseinandersetzen. Mediendidaktik als Hintertürchen zur Medienbildung.

Fazit meiner Überlegungen zu Mobiles im Unterricht:
Lehrer/innen sind diejenigen Personen, die neue Medien wie Handy & Co in ihren Unterricht integrieren. Der tatsächliche Einsatz hängt von ihrer Akzeptanz und ihrer Bereitschaft ab. Lehrpläne und Lehrmittel bilden eine wichtige Grundlage für den Einsatz und die Thematisierung von Medien im Unterricht. Jeder Medieneinsatz im Unterricht sollte aus meiner Sicht zwingend fachdidaktische Ziele in bestehenden Fachbereichen verfolgen. Durch dieses mediendidaktische Hintertürchen wird es vielleicht möglich, medienerzieherische bzw. medienbildnerische Anliegen besser zu etablieren.

Ach ja:
Ein paar URLs zum Lernen mit Handy & Co in der Schule habe ich in meiner Linksammlung festgehalten.