Immer wieder stellt sich für mich die Frage, wie ich Dateien in grossem Umfang einigermassen sicher versenden kann. Der grosse Umfang ist auf die summierte Dateigrösse bezogen, die zu gross ist für den Mailversand. Entweder handelt es sich dabei um viele Einzeldateien wie z.B. Fotos in hoher Auflösung oder um grosse Dateien, wie z.B. Video-Files.
Wie muss so ein Dienst zur Weitergabe von Dateien sein? Welche Kriterien muss er erfüllen?
Hier mal eine (nicht abschliessende) Liste mit Kriterien, die von keinem Anbieter vollumfänglich erfüllt werden, aber dennoch gute Anhaltspunkte geben kann:
Kriterienliste für Dienste zur Dateiweitergabe
- Download von Dateien ohne Useraccount beim Anbieter
- einfache Handhabung für Up- und Downloader
- keine Weitergabe von Kundendaten an Dritte
- sichere Verbindung bei Up- und Download, z.B. https-Verbindungen
- Download-Link durch Passwort geschützt
- Link-Versand an bestimmte E-Mail-Adressen oder durch allgemeingültigen Link
- Download-Bestätigung bei Versand an bestimmte E-Mail-Adressen
- Download-Sets können vom Admin bearbeitet oder entfernt werden (erfordert User-Account)
- Download von mehreren Einzel-Dateien eines Download-Sets oder als ZIP-Datei aller Dateien
- Serverstandort und Gerichtsstand in der Schweiz oder in Europa
- …
Ich habe mir ein paar Dienste angeschaut und verwende auch einige davon. Ich beschreibe hier subjektiv und ohne Systematik, das was mir auffällt bzw. wichtig ist:
Dropbox, Wuala, OneDrive (und andere Cloudspeicher-Anbieter)
Es gehört zum Standard von Cloudspeicher-Anbietern, dass Verzeichnisse oder mindestens einzelne Dateien mittels komplizierter Webadresse für Aussenstehende ohne Account beim Anbieter freigegeben werden können. Diese Links sind schwer zu erraten und können daher nicht zufällig gefunden oder von Suchmaschinen indexiert werden. Sobald allerdings jemand diesen Link irgendwo postet, z.B. im eigenen Blog, auf FB oder in Twitter, dann ist es vorbei mit dem Geheimnis.
Exemplarisch drei Anbieter:
Was mir beim kostenpflichtigen Dropbox-Pro-Angebot gut gefällt, ist die Möglichkeit, Freigabelinks mit einem Passwortschutz zu versehen und ein Ablaufdatum festzulegen. Beides nutze ich häufig. Der Passwortschutz verhindert, dass Links, die allenfalls weiterverbreitet werden (beabsichtig oder unbeabsichtigt), den ganzen Inhalt für irgendwelche Crawler freigeben.
Fotos können in gross in einer Lightbox-Darstellung betrachtet werden und Videos (im richtigen Format/Codec) werden gestreamt und können auf den meisten OS abgespielt werden (bekannte Ausnahme für mich: Windows mobile).
Schön ist bei Dropbox zudem, dass man sich ganze Verzeichnisse als ZIP-File auf das eigene Gerät herunterladen kann.
In Wuala (kostenpflichtig) kann man mittels Weblink Verzeichnisse freigeben, die dann im Browser von Aussenstehenden aufgerufen werden können. Ein öffentliches Verzeichnis ist für jeden in Wuala oder im Web sichtbar (und kann von Suchmaschinen indexiert werden). Ein Verzeichnis mit privatem Web-Link ist nur für diejenigen sichtbar, die den kompliziertem Link kennen. Störend ist dabei, dass auf der Weboberfläche dennoch direkt Möglichkeiten zum Weiterverbreiten der (privaten) Dateien auf FB, Twitter oder per Mail angeboten werden.
Unglücklicherweise handelt es sich bei den Links nicht um eindeutige Links. Ändert der User die Position der Dateien innerhalb seines Speicherplatzes, dann ändert auch der Link.
Leider kann man nur die einzelnen Dateien herunterladen. Der Download des ganzen Verzeichnisses in einem Rutsch ist nicht möglich.
Im OneDrive for Business als Bestandteil von Office 365 für Schulen, das ich benutze kann man einzelne Files durch die Erstellung eines Freigabelinks weiterverbreiten. Über die Funktion «Link abrufen» kann ein Link für «Nur Anzeigen» und einer für «Bearbeiten» erstellt werden. OneDrive bietet gemäss Windows-Website zur Freigabe von Dateien/Ordner noch weitere Möglichkeiten, die in meinem One-Drive-for-Business-Account nicht zur Verfügung stehen.
Angehörige von Schweizer Hochschulen können auch die Dienstleistungen von Switch einsetzen (sofern ihre Institutionen partizipiert). Da ist das SWITCHdrive und der SWITCHfilesender zu nennen.
SWITCHfilesender erfüllt die allermeisten der Kriterien aus obiger Liste und ist daher sicherlich empfehlenswert. Besonders ist, dass SWITCHdrive Dateigrössen bis 50GB erlaubt.
Daneben gibt es auch noch kostenlose Google-Drive, das das Teilen von Dateien und Verzeichnissen ebenfalls erlaubt. Aus Gründen des Datenschutzes verwende ich das aber aus Prinzip nicht zur Weitergabe von halbwegs vertraulichen und persönlichen Angaben.
WeSendit
WeSendit ist ein Schweizer Anbieter, bei dem man Dateien bis 5 GB kostenlos hochladen kann. Die hochgeladenen Dateien werden dem Empfänger als ZIP-File zum Download angeboten. Entweder gibt der Uploader einen komplizierten Link selbständig an die gewünschten Empfänger weiter. Oder es werden individualiserte Links an max. 15 Empfängeradressen gesandt. Bei letzterem Vorgehen kann der Mailversand terminiert werden und der Uploader erhält eine Benachrichtigung, wenn die Adressaten das ZIP-File heruntergeladen haben.
Die Upload-Sets bzw. ZIP-Files werden 14 Tage gespeichert und zum Download angeboten, bevor sie gelöscht werden.
Mit einem kostenlosen Benutzeraccount ist es möglich bestehende Downloads vor Ablauf der 14-tägigen Frist zu löschen oder an weitere Adressaten zu versenden.
Leider ist es nicht möglich ein solches Datei-Set im Nachhinein zu verändern. Das Löschen oder Hinzufügen von einzelnen Dateien ist also nicht möglich. Schade.
Finanziert wird der Dienst durch die grossflächige Anzeige von Werbung. Allein die optische Aufmachung erinnert stark an WeTransfer (siehe unten).
DropCanvas
DropCanvas ist ein Dienst, der schon lange existiert, aber scheinbar immer noch im Beta-Stadium ist. Der Dienst ist anonym, mit kostenlosem Account oder mit diversen Bezahlvarianten nutzbar (siehe Übersicht). Die Finanzierung erfolgt anscheinend durch die Bezahlkunden und ist für alle werbefrei.
Besonders an diesem Dienst ist, dass Upload-Sets für den Kontoinhaber veränderbar bleiben. Das heisst, es können Dateien umbenannt, gelöscht oder neu hinzugefügt werden. Es können auch ganze Sets gelöscht werden. Durch die Weitergabe eines speziellen Links ist das auch für Dritte ohne Account möglich. Sehr schön. Damit können auch Gruppen die Sets verändern.
Die Adressaten können entweder einzelne Dateien oder das ganze Set als ZIP-File herunterladen.
Das Datenvolumen bemisst sich am täglich genutzten Volumen. Kostenlos genutzte Up-/Download-Sets werden nach einer Inaktiviät von 3 bzw. 14 Tagen gelöscht.
Zwar können die Sets mit einem Passwort geschützt werden, es werden aber so wie ich das sehe, für den Upload keine sicheren Verbindungen mit https angeboten. Downloads verwenden nur dann https, wenn sie passwortgeschützt sind.
Die eingebaute Möglichkeit für die Adressaten, die Dateilinks auf FB, Twitter, per Mail u.a.m. mit wenigen Klicks weiterzuverbreiten, stört mich auch hier.
Und was auch zu bemängeln ist, ist der Passus aus den AGB: «However, by uploading data to DropCanvas, you hereby grant DropCanvas a worldwide, non-exclusive, royalty-free, sublicenseable and transferable license to use, reproduce, distribute, and display the uploaded data.» Wichtige Daten gehören sicherlich nicht hierhin.
WeTransfer
WeTransfer ist ohne Zweifel das Vorbild von WeSendit (siehe oben) und ist bereits seit 2009 nutzbar.
WeTransfer wird ohne User-Account genutzt. Entweder der Uploader generiert eine komplizierten Link zum Weitergeben per Mail oder die gewünschten Empfänger-Adressen (max. 20) werden direkt eingetragen. Der Absender erhält dann per Mail die Downloadbestätigungen. Die maximale Uploadgrösse pro Set beträgt 2GB. Alle Dateien werden als ZIP-File heruntergeladen.
Leider lassen sich Sets nach dem Upload weder verändern noch löschen. Bleibt also nur das Warten, bis die 14-tägige Frist abgelaufen ist, wenn man die Inhalte verschwinden lassen will.
Der Dienst nutzt https-Verbindungen, was erfreulich ist. Wer auch Passwortschutz, grössere Uploads, eigene Subdomain oder einstellbare Ablaufdaten wünscht, muss sich ein WeTransfer-Plus-Account zulegen (10$/Monat).
Der Dienst scheint sich hauptsächlich über die grossflächig angezeigte Werbung zu finanzieren.
Und der Umgang mit den Uploads der Nutzer ist einiges besser als bei DropCanvas (siehe Legal Stuff, Privacy Police)
Noch rasch ein Seitenblick auf die Adressaten von bereitgestellten Download-Sets:
Einige der Dienste stellen die Download als ZIP-Files zur Verfügung. Wie aber geht man damit auf Mobiles (iOS, Android, Windows Mobile) damit um?
Auf meinen iOS-Geräten verwende ich ZIP-Viewer Pro / ZIP-Viewer?
Für Android bin ich noch nicht fündig geworden? Empfehlungen?