Internet rückt in den Mittelpunkt der jugendlichen Medienwelt

Medienkonvergenz Monitoring
Der Report präsentiert die Ergebnisse einer Befragung von mehr als 5000 InternetnutzerInnen zwischen 12 und 19 Jahren. Im Mittelpunkt der Befragung stand einerseits die Nutzung der multifunktionalen Medien Computer, Handy und Internet und andererseits die Nutzung von Medien ausgehend von individuellen Präferenzen für Musik, elektronische Spiele, Filme und Fernsehsendungen. Um die Medientätigkeiten Jugendlicher qualifizieren zu können, wurden die erhobenen Zahlen für den Report durch Daten aus Intensivinterviews mit 40 Jugendlichen ergänzt.
Die Ergebnisse zeigen, dass der Computer und das Internet weiter in den Mittelpunkt jugendlicher Medienwelten rücken. Jugendliche suchen im Internet nicht nur nach Infor­mationen, sondern hören dort Musik, sehen Videos, reden mit FreundInnen und spielen.
(Quelle: Uni Leipzig)

Hier ein einige Stichworte zum Report aus der Pressemitteilung (pdf) zur Studie:

  • Der Internet-PC wird für Jugendliche zum wichtigen Unterhaltungsmedium.
  • Vorlieben für Inhalte aus den ‚alten’ Massenmedien führen Jugendliche ins Netz.
  • Das Internet wird für Jugendliche zum Massenmedium 2.0.
  • Jugendliche nutzen das Internet auch als Mitmachmedium.
  • Der Internet-PC macht ‚alte’ Medien für Jugendliche zunehmend überflüssig.

Nun könnte man aufgrund dieser kurzen Infos meinen, dass nur noch das Internet und der PC eine Rolle in der Medienlandschaft der Jugendlichen spielt. Wer den Report aber im Detail liest, merkt, dass das nicht so ist.
Als Beispiel sei hier der Konsum von Film und Fernsehen angeführt:

  • Für Jugendliche, die ihr Filminteresse verfolgen, stehen die klassischen Medien hoch im Kurs. Filme schauen sie sich am häufigsten im Fernsehen an. Computer und Internet sind für sie als Rezeptionsmedien (noch) nicht sehr relevant. Auf Zusatzangebote der Einzelmedien greifen sie vergleichsweise häufig zu.
  • Präferenzen für Fernsehsendungen leiten Jugendliche zu einer durchschnittlich wenig konvergenten Mediennutzung. Bislang bleiben die Fernsehinteressierten hinsichtlich der Rezeption überwiegend beim traditionellen Fernsehen und ein grosser Teil nutzt gar keine zusätzlichen Angebote zu Fernsehserien.

Der Report zeigt zudem auf, welchen Einfluss Geschlecht, Bildung und Alter auf die konvergente Mediennutzung von Jugendlichen haben. Bereits bekannte Studien werden dabei bestätigt. Kurz und knackig gesagt:

  • Jungen haben einen eher technikzentrierten Zugang zu den Medien und probieren neue Techniken daher auch eher mal aus und eignen sie sich an. Mädchen haben eher einen kommunikativ-sozialen Zugang. Sie nutzen Medien eher für die Kommunikation, zur Pflege ihrer sozialen Beziehungen.
  • Der gestaltende, produktive Umgang wird in Bezug auf Musik und Videos nehmen die Jungen stärker wahr. Mädchen nutzen hingegen häufiger Bilder produktiv-gestaltend.
  • «Mädchen nutzen das konvergente Medienensemble breiter zu Musik, Film und TV; Jungen zu elektronischen Spielen»

Ganz interessant sind für mich die folgenden Erkenntnisse:

  • Medien bearbeiten und ins Internet stellen – nicht mehr nur eine Domäne der hoch Gebildeten [Anmerkung: Damit widerspricht der Report früheren Studien.]
  • Musik hören, Fotografieren, Klingeltöne herunterladen – Jugendliche mit niedrigem Bildungshintergrund nutzen das Handy multifunktionaler.
    Dies ist mit ihrer grösseren Wertschätzung des Handys als Statussymbol zu erklären (z.B. Detering u.a. 2006, Skog 2002).
  • Jugendliche mit niedrigem Bildungshintergrund nutzen das konvergente Medienensemble breiter. … Ein Grund für diese bildungsbezogenen Unterschiede sind in der Ausprägung der medialen Präferenzen zu suchen: Jugendliche mit niedrigem Bildungshintergrund präferieren häufiger solche Medieninhalte (und -figuren), die sehr populär sind und in grösserem Masse Peer-Einbindung gewährleisten (vgl. Wegener 2008). Darüber hinaus scheint hier die tendenziell stärkere Konsumorientierung der niedrig Gebildeten zum Ausdruck zu kommen (vgl. Langness u.a. 2006).

Die Sites/Downloads zur Studie:

Internet: Aber bitte nicht im Unterricht

An verschiedenen Stellen (hier, hier und hier) wurde über die Studie des Instituts für Medien- und Kompetenzforschung mmb «Digitale Schule – wie Lehrer Angebote im Internet nutzen» berichtet. Es können die wichtigsten Ergebnisse (PDF-Download 10 Thesen) oder die ganze Studie (PDF-Download Studie) heruntergeladen werden.

Auch aus dem Alltag von Lehrerinnen und Lehrern sind Computer und Internet nicht mehr wegzudenken. Allerdings nutzen Lehrer das Internet überwiegend zur Unterrichtsvorbereitung. Im Unterricht selbst werden die Neuen Medien eher selten eingesetzt.

Auf eine detailiertere Darstellung der Ergebnisse möchte ich hier verzichten und auf die oben erwähnten Downloads verweisen. Leider zeigt die Studie in Bezug auf den Einsatz des Internets keine Verbesserungen im Vergleich zu ähnlichen Untersuchungen.

Die Frage stellt sich, weshalb es keine Fortschritte gibt. Weshalb wird das Internet von den Lehrer/innen nicht vermehrt eingebracht in den Unterricht?
Eine sehr interessante Diskussion ist im Blog von Mandy Schiefner entstanden. Sie spricht wirklich viele wichtige Punkte an und zeigt vor allem auf, dass es nicht einfach ist, etwas zu verändern. Mehrere Player im System, also Behörden-Lehrer/innen-Eltern-Schüler/innen, müssen am selben Strick ziehen. Sie müssen die gleichen Bildungsziele verfolgen. In diesem Sinne kann ich die folgende Aussage aus der Diskussion vollkommen unterstützen:

Medien im Unterricht müssen immer noch als gesamtheitliches Schulentwicklungsprojekt angesehen werden …. und dies braucht vor allem eines: Engagement und Zeit. (Mandy Schiefner)

Es wäre falsch, aufgrund der Studie den schwarzen Peter einzig und allein den Lehrer/innen zuzuschieben. Sie sind nur ein Teil im ganzen Puzzle.

Fazit:
Es gibt noch viel zu tun in der Medienbildung.
Verstärkung der Medienbildung im Unterricht braucht seine Zeit.
Dranbleiben ist auf allen Ebenen wichtig.
Nur nichts tun ist schlimmer.