Medienpädagogik, Medienkompetenz, Medienbildung

In der Presse und im Gespräch mit Kolleg/innen begegne ich laufend unterschiedlichen Begriffen: Medienpädagogik, Medienerziehung, Medienkompetenz, Medienbildung. Aus meiner Sicht sind die Begriffe nicht trennscharf definiert, es gibt Überschneidungen und jeweils noch verschiedene Ausgestaltungen der Begriffe. Welche Begriffe soll ich also im Alltag verwenden?

Medienpädagogik und Medienerziehung

Medienpädagogik umfasst für mich «alle Bereiche, in denen Medien für die Entwicklung des Menschen, für die Erziehung, für die Aus- und Weiterbildung sowie für die Erwachsenenbildung pädagogische Relevanz haben» (Issing, 1987). Zentrale Bestandteile sind etwa die Medienerziehung die Mediendidaktik und die informationstechnische Bildung. Wobei sich die Medienerziehung eher an den «alten» (Massen-)Medien (z.B. dem Fernsehen) orientiert und sich nur teilweise auf die heutige Web-2.0-Realität übertragen lässt.

Im Alltag, d.h. im Gespräch mit Lehrer/innen, Schulleiter/innen und Behörden, benutze ich die Begriffe Medienpädagogik und Medienerziehung kaum.

Von der Mediendidaktik zur Medienkompetenz

Als die Computer langsam in die Primarschulzimmer eingezogen sind, wurden fast ausschliesslich mediendidaktische Aspekte hervorgestrichen. Der Computer wurde von den Pädagogischen Hochschulen und den Bildungsdirektionen als Werkzeug und Hilfsmittel zur Erreichung der bestehenden Lehrplanziele propagiert.
Schleichend ändern sich nun die Anforderungen an die Schulen. Sie sind konfrontiert mit Schüler/innen, die sich in ihrer Freizeit intensiv mit den Medien auseinandersetzen. Die Erwartung, Schulen hätten in der aktuellen Informations- und Wissensgesellschaft Medienkompetenz zu vermitteln, wurde und wird immer stärker. Der Begriff Medienkompetenz ist allgegenwärtig.

Ich verwende den Begriff Medienkompetenz sehr oft. Dass kein einheitlicher Medienkompetenz-Begriff existiert und es verschiedene Ansätze gibt, scheint zunächst problematisch. Vielleicht ist es im Alltag aber auch genau das, was den Begriff wertvoll macht. Zumindest habe ich den Eindruck, dass darunter alle etwas Wichtiges verstehen.

Und was ist Medienbildung?

Medienbildung ist ein verhältnismässig junger Begriff und daher auch noch nicht klar definiert.

Die Website medienbildung.ch fasst unter dem Begriff Medienbildung sowohl die Medienerziehung als auch die informationstechnische Bildung zusammen. «Medienbildung hat Selbstbestimmung und umfassende Mündigkeit zum Ziel.» Für mich ist Medienpädagogik begrifflich teilweise schwer von Medienbildung abzugrenzen.

Dieter Spanhel sieht Medienbildung als Teilaspekt der Persönlichkeitsbildung und als Teil der Allgemeinbildung. Im Sinne seiner Definition wäre Medienpädagogik ein Teilaspekt der Medienbildung (siehe mediaculture-online.de).
Aus der Grafik von Hettinger wird die Abgrenzung von Medienbildung und Medienkompetenz deutlich. Die Grafik ist hier in der Version des MedienABC-Weblogs abgebildet:

Medienbildung

Medienbildung ist ein recht umfassender Begriff. Ähnlich wie der Begriff Medienkompetenz ist er trotz oder eben gerade wegen der unterschiedlichen Definitionen sehr für alltägliche Diskussionen geeignet.

Fazit:
Für alltägliche Diskussionen und Gespräche sind für mich die Begriffe Medienkompetenz und zunehmend auch Medienbildung wichtig und sinnvoll.

Neue Website medienbildung.ch

Seit wenigen Tagen ist die neue Website www.medienbildung.ch online. Es handelt sich dabei um eine Site aus dem Hause der Pädagogischen Hochschule Zürich (PHZH). Sie zeigt die Angebote auf und vermittelt eine Vielzahl an Informationen zu einzelnen Themenbereichen (Computer im Schulalltag, Foto, Video, Audio, Chatten, Gamen, Bloggen, Gewalt, Sucht, Web 2.0 u.a.m.) Die Site richtet sich an …

  • Lehrerinnen und Lehrer, welche Kurse und Beratungen für den gezielten Einsatz von Medien im Unterricht wünschen.
  • Schulleitungen und Behörden, welche Beratung und konzeptionelle Unterstützung bei der Erstellung eines Medien- und ICT-Konzeptes suchen, das Rücksicht auf die spezifische Schulentwicklung nimmt.
  • Eltern und Fachstellen, welche Informationen, Fachreferenten und Berater brauchen, die zu einem bestimmten Thema auftreten.

Medienbildung

Man stellt sich beim Lesen des Domainnamens unweigerlich die Frage, was denn eigentlich Medienbildung sein könnte. Dem Begriff Medienbildung begegnet man in der Literatur nämlich selten. Stellt sich also die Frage, wie sich die Medienpädagogik mit den Bereichen Mediendidaktik, Medienerziehung und informationstechnische Bildung vom Begriff der Medienbildung abgrenzt.

Im Menüpunkt «Was ist Medienbildung?» wird darauf folgende Antwort gegeben:

Der Begriff ersetzt zum einen die früheren Begriffe Medienerziehung (die sich auf traditionelle Medien wie Film, Zeitung, Fernsehen, Fotografie ausrichtete) und Informatik bzw. Schulinformatik (die sich mit Computer bzw. digitalen Medien befasste). Zum andern weist er auf die Bildungstradition hin. Medien-bildung hat Selbstbestimmung und umfassende Mündigkeit zum Ziel.
Medienbildung umfasst daher ausdrücklich nicht nur Anwendungsfähigkeiten in der Nutzung von Medienbeiträgen, sondern auch die Fähigkeit, Medienbeiträge oder gar Mediensysteme kritisch und kompetent zu reflektieren, Medienwirkungen zu erkennen oder selbst kompetent eigene Medienbeiträge zu produzieren.

Dieses Verständnis von Medienbildung beschreibt auch Thomas Merz-Abt in seinem Buch «Medienbildung in der Volksschule, Grundlagen und konkrete Umsetzung»: «So setzte sich allmählich die Einsicht durch, dass die ursprünglich getrennt behandelten Fragen nach „informationstechnischer Grundbildung“ und „Medienerziehung“ zusammen betrachtet werden müssen. Um diese Integration deutlich zu machen, wurde der Begriff der „Medienbildung“ eingeführt.» (S.15)

Auch mediaculture online widmet sich dem Begriff der Medienbilung und kommt zum Schluss, dass nach den dort vorliegenden Definitionen «Medienpädagogik ein Teilaspekt der Medienbildung» wäre.