WORLDDIDAC Basel 2008

Momentan findet in Basel die internationale Bildungsmesse WORLDDIDAC statt (29. – 31. Oktober 2008). An dieser Messe buhlen eine Unmenge Dienstleister und Verlage um die Aufmerksamkeit der Messebesucher/innen.

410 Ausstellende aus 32 Ländern auf 8940 Quadratmetern. Das sind die nackten Zahlen der WORLDDIDAC Basel 2008. Wer jeder ausstellenden Firma oder Institution fünf Minuten widmen wollte, brauchte dafür gut 34 Stunden – acht Stunden mehr als die Messe insgesamt geöffnet ist. Falls Sie vom 29. bis 31. Oktober nach Basel reisen, verteilen Sie also Ihre Aufmerksamkeit mit gutem Grund selektiv und subjektiv.
(Quelle: Zeitschrift des Dachverbandes Schweizer Lehrerinnen und LehrerBildung Schweiz, Ausgabe 10a/2008)

Ich habe den Rat von Heinz Weber von Bildung Schweiz befolgt und mich vor allem auf Stände zu elektronischen Medien beschränkt. Hierzu ein paar Bemerkungen:

Interaktive Whiteboards

Bis vor kurzem mussten all diejenigen Leute, welche interaktive Whiteboards einsetzten mit Sonnenbrille unterrichten. Der Decken-Beamer wirft sein Licht nämlich nicht nur auf die fix montierte Tafel, sondern auch auf diejenigen, die davor stehen. Unangenehm.
Gestern nun haben wir bei allen Anbietern Systeme gesehen, bei denen der Beamer mit dem Board verbunden und das Bild steil von oben auf das Board wirft. Dadurch werden die Lehrer/innen nicht mehr geblendet und die Tafel wird höhenverstellbar. Letzteres ist gerade für die Arbeit mit Kindern in der Schule enorm wichtig.
Die (technischen) Details der verschiedenen Produkte (Boards, Software u.a.) konnten wir natürlich nicht bis ins Detail ausloten. Die Software von SMART macht einen sehr guten Eindruck und die Notebook-Version wurde gar mit dem Worlddidac Award 2008 ausgezeichnet (Pressemitteilung von SMART).

Persönliches Fazit:

  • Installationen und Software haben sich weiter verbessert.
  • Öffentliche Schulen sind kaum mit interaktiven Whiteboards ausgerüstet.
  • Das didaktische Potenzial der Board wird an Schulen praktisch nicht genutzt.
  • Es braucht bei der Einführung nicht nur technische, sondern auch didaktische Schulungen.
  • Unterrichtseinheiten müssen auf dem eigenen Computer vorbereitet und simuliert werden können.
  • Interaktive Whiteboards müssen im Informatikkonzept einer Schule berücksichtigt werden.

Lernplattformen

Selbstverständlich durfte ein Besuch am Stand von educanet2.ch nicht fehlen. Bei Ueli Zumkehr haben wir ein paar Änderungs-/Verbesserungswünsche angebracht. Obwohl ich bezweifle, dass die Messe dafür der richtige Ort war.

Etwas auf den Holzweg hat mich zunächst das Produkt KnowledgePlus geführt. Name und Slogan der Webplattform implizieren, dass es hier hauptsächlich um Wissensmanagement geht. In Tat und Wahrheit handelt es sich hier aber um ein Lernmanagement-System (LMS), das an Schulen eingesetzt werden kann.
Stellt sich natürlich immer die Frage, weshalb eine Schule für ein solches Produkt bezahlen und nicht auf ein kostenloses OpenSource-LMS (Moodle, ILIAS, …) setzen soll.
Die Antwort ist einfach: Öffentlich Schulen verfügen meist nicht über das entsprechende Know-how und die notwendigen Ressourcen, um eine solche Plattform zu betreiben (Installation, Betrieb/Wartung, …). Es macht also durchaus Sinn einen professionellen Dienstleister einen Vertrag abzuschliessen. Systemanpassungen an die eigenen Bedürfnisse, Support und Schulungen können dann von einem einzigen (kompetenten) Partner bezogen werden.
KnowledgePlus ist ein Produkt der Ivaris AG aus Wallisellen, das seit 2003 existiert und laufend weiter entwickelt und optimiert wird.

Ebenfalls unbekannt war mir bisher Fronter. Das mag damit zusammenhängen, dass Fronter (bisher) im Schweizer Markt gar nicht vertreten ist.
Fronter ist ein enorm umfangreiches LMS mit wahnsinnig vielen Werkzeugen und Möglichkeiten. In Fronter integriert lässt sich nun sogar das Webkonferenzsystem Elluminate nutzen. Was zwar die die hohe Ausbaustufe von Fronter zeigt, aber für öffentliche Schulen natürlich nicht zentral ist. Die Schüler/innen sehen sich ja täglich im reellen Klassenzimmer.
Auf der Informationsseite für Schulen werden die Möglichkeiten von Fronter aufgelistet. Diese führen weiter als die üblichen üblichen Kommunikations-, Kooperations- und Lernsteuerungsmöglichkeiten. Genannt wird auch ein persönliches ePortfolio, ein Eltern-Login, Notenmanagement und Lernfortschritt-Dokumentation für Lehrer/innen, Werkzeuge zur Wissenskooperation innerhalb der Institution u.a.m. Die Möglichkeiten sind beeindruckend.
Die nette Dame am Stand, welche leider kein persönliches Kärtchen dabei hatte, hat mir zudem erklärt, dass es in der Schweiz eine Einführungsaktion für Fronter gebe. Die Aktion heisst, glaube ich, «get started». Schulen können Fronter ein ganzes Jahr lang kostenlos nutzen. Im Gegenzug geben sie Rückmeldungen zur Plattform und deren Einsatz. Und Fronter möchte die Schule als Schweizer Schulprojekt in ihren Dokumentationen herzeigen. Ein Geben und Nehmen halt.

An der WorldDidac habe ich auch noch eine Veranstaltung in der Arena besucht, ein paar bekannte Gesichter getroffen und nette Gespräche geführt. Alles in allem ein angenehmer und ergiebiger Tag.