Gesunder Menschenverstand in der Medienpädagogik

Peter Suter nimmt in seinem Artikel Bezug zur immer wiederkehrenden Diskussion der Medienverwahrlosung. Er bemängelt, dass die Medienpädagogen immer nur dieselbe Leier zum Besten geben:

Achtung vor dem bewahrpädagogischen Zeigefinger! […] Dabei habe nie gezeigt werden können, dass ein direkter monokausaler Zusammenhang zwischen Medienkonsum und Gewalt bestehe. Wir müssten da differenziert an die Sache herangehen, nichts und niemanden verteufeln, verärgern, in die Pflicht nehmen oder zur Verantwortung ziehen. Das alles wäre viel zu unwissenschaftlich, zu wenig differenziert.

Ich selber sehe die Ratschläge der versammelten Medienpädagogen nicht ganz so einseitig wie Peter. Sehr wohl sind die Aussagen aber nur schwarz-weiss, entweder-oder. Entweder sollte man die Kinder möglichst lange von bestimmten Medien fernhalten, wie dies von Manfred Spitzer oder Clifford Stoll empfohlen wird. Oder aber sie dürfen/sollten möglichst früh an den Umgang mit Medien herangeführt werden.
Bei mehreren Experten gibts halt auch mehrere, unterschiedliche Meinungen. Das ist überall so.

Zur Auseinandersetzung verschiedener Personen mit dem medienpädagogsichen Alltag meint Peter Suter:

Wer eine klare Antwort wagt, wird schnell in die Bewahrpädagogenecke gestellt und damit als wissenschaftlich unhaltbar abqualifiziert. Nur keine Strafen, nur keine klaren Aussagen, auf denen ich behaftet werden kann.

Sofern die erwähnte, klare Antwort in Richtung eines Verbotes geht, ist das tatsächlich so. Wer die Worte „Medien“ und „Verbot“ im gleichen Atemzug nennt, wird als hinterwäldnerisch dargestellt oder zumindest belächelt. Was mich daran stört, ist die Tatsache, dass die einzelnen Situationen bzw. Fälle sehr undifferenziert angeschaut werden. Schulen etwa, die ein Handyverbot im Unterricht erlassen (mit Ausnahme die Handys selbst sind Arbeitsmittel im Unterricht), werden allein wegen des Wortes „Verbot“ abqualifiziert. Das darf doch nicht sein!
Verbote können in der Erziehung aus meiner Sicht durchaus Sinn machen. Das habe ich in einem Beitrag zu Handyverboten an Schulen bereits einmal gesagt. Aufschrei erlaubt (z.B. als Kommentar).

Was sage ich meinem Kind? Was soll es und was nicht? Wer sollte denn hier eine Antwort wissen, wenn nicht die Medienpädagogen?

Dass Peter je ganz klare, eindeutige Tipps oder Direktiven von Medienpädagogen oder Pädagogen allgemein erhalten wird, wage ich zu bezweifeln. Ich denke, mit einem auf dem gesunden Menschenverstand und auf dem eigenen Gespür basierenden Mix aus den bestehenden Schwarz-Weiss-Meinungen fährt man sicherlich nicht schlecht. Das ist dann selbstverständlich nicht wissenschaftlich belegt. 😉

3 Gedanken zu „Gesunder Menschenverstand in der Medienpädagogik

  1. Lieber Thomas

    Es freut mich natürlich, wenn ich hier in deinem Blog eine Antwort auf meinen Beitrag erhalte. Dieser ist, damit der Zusammenhang wieder klar wird, als emotionaler Rundschlag in meinem Blog publiziert worden und nicht als wirklich rationaler Diskussionsbeitrag. Wobei die Art von Provokation manchmal viel zu einer angeregten Diskussion beitragen kann, wie deine Beitrag ja zeigt.

    herzlich Peter

  2. Die Schwierigkeit in der angesprochenen Schwarz-Weiss-Malerei liegt darin, dass viele Entscheidungen, die getroffen werden müssen, nicht für die Allgemeinheit formuliert und in Stein gehauen werden können. Die Situationen sind meist zu komplex, um einfache Antworten, die für alle gelten, zu finden. Oft bin ich an Veranstaltungen für Eltern mit Fragen konfrontiert, bei denen Facts verlangt werden. „Wie lange darf mein Kind, das 8 Jahre alt ist, pro Tag im Internet surfen?“ Ich versuche dann auf die verschiedenen Rahmenbedingungen aufmerksam zu machen, die berücksichtigt werden müssen. Geben Eltern eine klare Zeitangabe vor, kann es passieren, dass eine ernsthafte Arbeit mit Internetunterstützung einfach vorzeitig abgebrochen werden muss. Es ist aber auch möglich, dass ein Kind die zugestandene Zeit einfach fertig nutzt, um ja keine Onlinezeit ungenutzt verstreichen zu lassen. Vielleicht würde es ohne Zeikontingent früher aufhören…
    Solche Situationen sind die Herausforderungen für Schule und Elternhaus, um einer Generation mit Ausdauer und der notwendigen Betreuung die geforderte Medienkompetenz zu vermitteln.

  3. Lieber Hanspeter

    Vielen Dank für deine Rückmeldung aus deinem Alltag.
    Der Umgang mit neuen Medien, besser gesagt mit dem Medienkonsum bzw. der Arbeit mit Medien von Kinder/Jugendlichen, ist tatsächlich eine Herausforderung für Eltern und für Lehrer/innen.

    Gruss
    Thomas

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